Giulia Steingruber spulte ihr Pensum souverän ab und turnte wie erwartet einen Quotenplatz heraus. Obwohl das allseits als reine Pflichtaufgabe angeschaut wurde, war Steingruber erleichtert. «Mir fällt eine grosse Last von den Schultern.» Man weiss schliesslich nie, ob man auch wirklich ohne Verletzung oder Stürze über die Runden kommt. Doch in der O2-Arena, in der Ariella Kaeslin vor gut zwei Jahren WM-Silber am Sprung gewonnen hatte, lief alles wie am Schnürchen. Oder zumindest fast alles: Am Stufenbarren brauchte es eine Rettungsaktion.
Am Paradegerät qualifizierte sich Steingruber standesgemäss für den Final von heute Donnerstag, der für die Olympia-Qualifikation bereits nicht mehr relevant ist. Steingruber musste nach beiden Sprüngen bei der Landung leicht korrigieren - wie schon an der WM in Tokio, wo sie Fünfte geworden war. Gleichwohl war nur die damalige Vierte Jade Barbosa besser als Steingruber. Die 20-jährige Brasilianerin bekam 0,2 Punkte mehr als die 17-jährige Ostschweizerin. «Den Gerätefinal zu gewinnen, wäre natürlich genial. Aber ich nehme es, wie es kommt.»
Quotenplatz abgesichert
Im Mehrkampf belegte Steingruber den 7. Rang. Mit 55,465 Punkten übertraf sie sowohl das Total des WM- als auch jenes des EM-Finals. «Für mich zählt primär der Quotenplatz, alles andere ist zweitrangig», sagte Steingruber. Dieser Quotenplatz ist dank Nadia Mülhauser abgesichert. So hat Swiss Olympic theoretisch die Möglichkeit, auf eine Verletzung von Steingruber zu reagieren und die erst 15-jährige Freiburgerin an die Sommerspiele zu schicken. Mülhauser weist allerdings noch nicht das Niveau auf, um die Selektionskriterien zu erreichen. Steingruber hat die Anforderungen als WM-Finalistin im Mehrkampf und am Sprung sowie als Teilnehmerin des heutigen Finals mittlerweile dreifach erfüllt.
Mülhauser durfte mit dem ersten internationalen Einsatz als Elite-Turnerin bis auf einen Sturz am Schwebebalken zufrieden sein. Sie klassierte sich unter 70 Mehrkämpferinnen auf dem 54. Platz. Ihr nächstes Ziel sind die Europameisterschaften im Mai in Brüssel, wo Kollegin Steingruber zu den Favoritinnen am Sprung gehören wird.
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